Szenario Spiritualität

Da hatte Jakob einen Traum: Sieh, da stand eine Treppe auf der Erde, und ihre Spitze reichte bis an den Himmel. Und sieh, Boten Gottes stiegen auf ihr hinan und herab Und sieh, der HERR stand vor ihm und sprach: Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks. Das Land, auf dem du liegst, dir und deinen Nachkommen will ich es geben. – (Gen 28, 12f)

Im Zentrum steht die Beziehung der Einzelnen zum Göttlichen. Den Heranwachsenden werden Erfahrungsräume und Ausdrucksformen des Glaubens eröffnet, die ihnen helfen, ihr Leben verbunden mit allem Lebendigen und Lebenschaffenden wahrzunehmen und eigene Ausdrucksformen für ihren Glauben zu entwickeln.

Luzia besuchte schon im Bauch ihrer Mutter Angebote der Kirchgemeinde. Weil ihre Mutter überzeugt ist, dass Musik die Entwicklung des werdenden Kinds fördert, gehörten Konzertbesuche während der Schwangerschaft zum Programm, und selbstverständlich war Luzia auch dabei, wenn ihr Mami ins meditative Tanzen ging, das mehrmals im Jahr im Kirchgemeindehaus angeboten wird. Nach der Geburt erlebt Luzia manchmal mit, wie die Eltern ihren älteren Bruder Pius ins Bett bringen. Sie hört die Gutenacht-Geschichte, das Gutenacht-Lied, das Pius jeweils wünschen darf, und das kurze Gebet mit dem Gutenacht-Segen. Wenn Luzia müde ist, singen ihr die Eltern ebenfalls ein Lied und streichen ihr liebevoll über den Kopf, bevor sie sie im Kinderbettchen einschlafen lassen. Die Eltern haben in der Kirchgemeinde einen Kurs zum Thema «Mit kleinen Kindern beten» besucht.

Sie finden es hilfreich, wenn sie ihren Kindern mit kleinen Ritualen, aber auch in den Angeboten der Kirchgemeinde für Eltern und Kinder, Geborgenheit in der grossen neuen Welt vermitteln können, und sie erleben zusammen mit Pius, wie er einen ganz eigenen Zugang zu den christlichen Glaubensschätzen findet. Die Nachbarn von Luzia und Pius sind Muslime. Sie haben den ebenfalls von der Kirchgemeinde angebotenen Kurs «Starke Eltern – Starke Kinder» besucht und es geschätzt, dass die Kirchgemeinde auch religionsneutrale Kurse anbietet.

Luzias Taufe findet an einem Sommersonntag, in einem Gottesdienst unter freiem Himmel statt. Diese Gottesdienste gibt es in der Gemeinde seit einiger Zeit, weil viele Menschen ihren Glauben gern mit einem Naturerlebnis verbinden. Oft wird dann auch eine Taufe gefeiert und die Mitfeiernden freuen sich, ein junges Menschenkind feierlich in der Gemeinde aufzunehmen. Der Pfarrer versucht, auf die Wünsche und Gestaltungsideen der Eltern einzugehen. So darf Luzias Götti seinem Patenkind ein selbstgeschriebenes Lied singen und ihr Gotti entzündet die Taufkerze, die sie nach Vorlagen der Kirchgemeinde mit christlichen Symbolen selbst gestaltet hat, an der Osterkerze.

Schon bald besucht Luzia zusammen mit ihrer Mutter und Pius das Fiire mit de Chliine. Sie lernt diese ganzheitliche Gottesdienstform mit ihren wiederholten Elementen immer besser kennen, und in ihrem vierten Lebensjahr kann sie aktiv als kleine Teilnehmerin an der Tauferinnerungsfeier mitmachen. Am Ende der Kindergartenzeit erhält Luzia eine Einladung zur Segnungsfeier anlässlich ihrer Einschulung. Sie freut sich riesig darauf, weil sie schon an Pius’ Einschulungsfeier dabei war und auch so gern mit einem Schulsack unter dem Chorbogen der Kirche gestanden hätte.

Während ihrer Schulzeit nimmt Luzia an unterschiedlichen Angeboten der Kirchgemeinde teil. Da sind die Kindertage, wo sie mit vielen Kindern erlebt, dass in der Kirche Platz für sie ist. Sie erlebt die Lagergemeinschaft und macht Naturerfahrungen; am eindrücklichsten ist die Nachtwanderung, an der sie mit ihren Eltern im Rahmen eines überkonfessionellen Angebots der Kirchgemeinde teilnimmt. Sie macht sich zusammen mit anderen Teilnehmenden aber auch Gedanken über das Beten und Segnen, lernt unterschiedliche Gebetsformen kennen, formuliert selbst Gebete und sucht nach eigenen Formen, wie sie Menschen, die ihr am Herzen liegen, einen Segen mit auf den Weg geben kann. Immer wieder erlebt sie Augenblicke von Spiritualität, wenn sie zusammen mit den Eltern in der Zeit des Weihnachts- und Osterfestkreises kleine Rituale erlebt, die in der Kirche und im Kirchgemeindehaus stattfinden. Zudem gehören für Luzia der Adventskranz und das Staunen vor dem Christbaum unbedingt zur Weihnachtszeit dazu. In der Passionszeit freut sie sich auf das Osterfeuer auf dem Friedhof, mit dem die Kirchgemeinde ihre Osterfeiern beginnt. Einmal erfährt Luzia, dass manche Menschen zwischen Aschermittwoch und Karfreitag auf Süssigkeiten verzichten. Sie beschliesst, das auch einmal zu versuchen.

Nach der Konfirmation sucht Luzia nach eigenen spirituellen Formen. Sie nutzt das eine oder andere Angebot der Kirchgemeinde, jedoch weniger häufig, als das ihre Eltern getan haben. Sollte sie einmal heiraten, will sie auf jeden Fall eine kirchliche Trauung und sie hat auch schon Ideen, was sie an diesem wichtigen Tag erleben möchte. Und ganz bestimmt sollen auch ihre Kinder einmal getauft werden.

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