Treffen Plattform

Das zweite Plattformtreffen fand am 15. Februar 2024 statt.

„Was bedeuten die Ergebnisse des Zwischenberichts für unsere konkrete Arbeit in den Kirchgemeinden und im Haus der kirchlichen Dienste?“

Unter dieser Fragestellung haben die rund 50 Teilnehmenden des zweiten Plattformtreffens die Kernaussagen des Zwischenberichts an die Synode diskutiert und kommentiert. Die Ergebnisse der Themengruppen sind hinter diesem link vollständig dokumentiert.

Wenn ich das Ergebnis quer zu den Themenbereichen analysiere und zusammenfasse, dann gewinnt für mich ein Auftrag besondere Bedeutung: Die Bewahrung der Freiheit. Ich lese die Ergebnisse des Plattformtreffens als Auftrag, eine dynamische Balance herzustellen. Welche unterstützenden Vorgaben braucht es, um die Freiheit herzustellen und zu bewahren? Dieser Gedanke bezieht sich auf die Arbeit in den Kirchgemeinden genauso, wie auf die Erwartungen an die Arbeit im Haus der kirchlichen Dienste.

Der Gedanke zieht sich auch durch alle Themenbereiche des Plattformtreffens.

Für den Bereich „Interprofessionalität und Gemeindeentwicklung“ verweisen die Teilnehmenden auf die positive und notwendige Wirkung interprofessioneller Zusammenarbeit für die Gemeindeentwicklung. Es wird deutlich, dass es nicht nur die Freiheit zu dieser bereichsübergreifenden Arbeit braucht, sondern dass diese Freiheit auch organisatorisch und kulturell verankert werden muss. Gegenseitige Wertschätzung und ermöglichende Reglemente können die Freiheit zur Zusammenarbeit absichern. Es wird deutlich, dass die Wahrnehmung dieser Aufgabe auf der Ebene der Kirchgemeinden genauso gewünscht ist, wie auf Ebene des HdK.

Auch die Freiheit zur Arbeit in Projekten mit Freiwilligen ist genannt und benötigt eine Absicherung. Darauf, dass diese Veränderungen Zeit benötigen und bei geringen Pensen schwer umzusetzen sind, wird deutlich hingewiesen.

Auch mit Blick auf die thematische Gestaltung religionspädagogischer Veranstaltungen tritt der Gedanke einer dynamischen Balance in den Vordergrund. In der Gruppe „Thematische Gestaltung“ sind vor allem Räume im Blick, die es zu öffnen gilt. Möglichkeitsräume für Kinder und Jugendliche, für Praxiserfahrungen, für ökumenische Zusammenarbeit, für breite lebensrelevante Themen und klare kirchliche Erkennbarkeit. Räume aber auch für partizipative Arbeit und Wahlmöglichkeiten. In dem Themenbereich, der die Aufgaben des HdK in den Blick nimmt, wird aber auch deutlich, dass der Wunsch besteht, diese Möglichkeitsräume durch ein Minimum an Vorgaben abzusichern und die Freiheit der Arbeit mit einer breiten Palette an Ideen, Praxisbeispielen, Fortbildungen und auch der konkreten Möglichkeit zur Begleitung bei der Entwicklung eigener Konzepte abzusichern.

Ein ähnliches Verhältnis wird auch für die „Gestaltung der Formen“ formuliert. Hier wird deutlich, dass die Möglichkeit zur Entwicklung freier und für die jeweilige Kirchgemeinde stimmiger Formen notwendig ist und auf der anderen Seite eine organisatorische Gestaltung und Sicherung braucht.

Dass die Erwartungen der Eltern an die Gestaltung religionspädagogischer Angebote ambivalent sind, ergibt sich aus Gesprächen und Umfragen. Einerseits formulieren sie einen Wunsch nach verbindlichen Vorgaben, bei gleichzeitigem Wunsch nach freier Terminwahl.

Und ganz offensichtlich besteht das Bedürfnis nach dynamischer Balance auch im Hinblick auf den Bereich der Anstellungen. Hier ist einerseits das Bedürfnis nach einer freieren Gestaltung der eigenen Arbeit formuliert, bei gleichzeitiger Notwendigkeit, diese Arbeit strukturell abzusichern. Wie kann flexibel und subjektorientiert auf die Bedürfnisse der Kinder, Jugendlichen und Familien eingegangen werden? Wie kann die Arbeit so gestaltet werden, dass sie sich noch stärker an den eigenen Fähigkeiten orientieren kann? Und wie kann diese gewonnene Freiheit institutionell abgesichert werden?

Ich freue mich, dass die Themen des Plattformtreffen von den Beteiligten in dieser Ernsthaftigkeit und Ambivalenz besprochen und durchdacht worden sind. Das gibt uns eine gute und wichtige Grundlage, Richtlinien für die Zukunft zu entwickeln, die die notwendigen Grundlagen für die Freiheit religionspädagogischer Arbeit formulieren und absichern.

Carsten Heyden, Projektbeauftragter

 

Die Treffen der Plattform dienen dem gesamten Projekt als Echogruppe. Hier kommen Vertreterinnen und Vertreter der Dialoggemeinden mit weiteren begleitenden Gemeinden, Vertreterinnen und Vertreter der Verbände, der Bereiche und des Synodalrats ins Gespräch. Die Erfahrungen der Dialoggemeinden werden hier gespiegelt und um weitere Aspekte ergänzt.

 

Rückblick:

Bericht vom ersten Plattformtreffen vom 31. Januar 2023:

KUW als zentraler Teil des Gemeindelebens. Wenn wir das religionspädagogische Handeln als integrativen Bestandteil unserer Kirchgemeinde gestalten wollen, dann geraten Fragen und Perspektiven in den Blick, die die Fragen klassischer Kirchlicher Unterweisung überschreiten.

Am 31. Januar 23 sind die Vertreter:innen der Dialoggemeinden mit denen der begleitenden Gemeinden erstmalig zusammengekommen, um sich gemeinsam mit Vertretenden der Berufsverbände, des Gesamtprojektausschusses, der AG „Zukunft der KUW“ sowie des Synodalrates und des Bereichs Katechetik auszutauschen.

Die Themen, Impulse und Fragestellungen der Gesprächsgruppen wurden von den 70 Teilnehmenden gemeinsam benannt und verabredet. So zeichnete sich schon bei der Themenfindung die Bandbreite der Fragen ab, die die Gemeinden in diesem Augenblick des Projektes beschäftigen.

Hier eine kleine Zusammenfassung einiger Fragen und Gedanken:

Wie gelingt der notwendige Beziehungsaufbau zu Kindern, Jugendlichen und Familie? Welche gruppen- oder generationenübergreifenden Angebote können unser Gemeindeleben bereichern? Beziehungsarbeit als zentrale Aufgabe fordert viel Aufwand und und könnte eine Abkehr von starren Modellen zur Folge haben. Es wurde deutlich, dass offene Angebote viel Flexibilität brauchen, aber auch Ressourcen und Budget für Werbung und Kontaktpflege.

Viele organisatorische Fragen wurden geklärt: Veränderte Stellenbeschriebe; Umgang mit KUW-Pässen, „Pflichtveranstaltungen“, veränderten inhaltlichen Schwerpunkten und mit der Organisation von Wahlkursen. Wie verhalten sich Vorbildlichkeit und Verbindlichkeit zueinander? Die breite Zusammensetzung dieses Plattformtreffens ermöglichte den Beteiligten, von den Erfahrungen anderer Kirchgemeinden zu profitieren und sich konkret über bereits erprobte Lösungsmöglichkeiten auszutauschen.  

Im Blick auf interprofessionelle Zusammenarbeit auch über die Gemeindebereiche hinaus, wurde deutlich, dass wir uns notwendigerweise auch mit Fragen der Berufsbilder und der Aus- und Weiterbildung beschäftigen müssen. Für die Arbeit im Generationenbogen braucht es auch ein Nachdenken über Stellenbeschriebe und das Berufsfeld Katechetik.

Die Öffnung der katechetischen Arbeit über den reinen Unterricht hinaus, benötigt eine Einbettung in Aus-, Fort-, und Weiterbildung. Und erfordert insgesamt eine aufmerksame Zusammenarbeit der Ämter und Berufsgruppen. Im Generationenbogen 0-25 gedacht, entstehen neue Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Zusammenarbeit. Wo liegen hier die Chancen und Grenzen? Wo und wie könnten Menschen aus der Kirchgemeinde oder aus dem Umfeld eine Bereicherung für unsere Angebote sein? Den Herausforderungen klassischer KUW könnte durch erlebnispädagogische und gemeinschaftsstiftende Lernformen begegnet werden. Und die lebendige Einbettung in das gesamte Kirchgemeindeleben könnte für alle Beteiligten als grosse Bereicherung erfahren werden.

In all diesen Fragen und auch für die vorläufigen Antworten braucht es das Wissen um die Unterschiedlichkeit unserer Kirchgemeinden und eine aufmerksame Sensibilität und Rücksichtnahme auf die unterschiedlichen Rollen, Grenzen und Fähigkeiten der handelnden Personen.

Ich bin sehr froh und dankbar über den umfassenden Austausch, die respektvollen und bereichernden Begegnungen und alle engagierten, ernsthaften und fröhlichen Gespräche.

Carsten Heyden

Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn
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Telefon 031 340 24 24