Szenario Initiation

Jakob aber blieb allein zurück. Da rang einer mit ihm, bis die Morgenröte heraufzog. Und er sah, dass er ihn nicht bezwingen konnte, und berührte sein Hüftgelenk, so dass sich das Hüftgelenk Jakobs ausrenkte, als er mit ihm rang. Und er sprach: Lass mich los, denn die Morgenröte ist heraufgezogen. Er aber sprach: Ich lasse dich nicht, es sei denn, du segnest mich. Da sprach er zu ihm: Wie heisst du? Und er sprach: Jakob. Da sprach er: Du sollst nicht mehr Jakob heissen, sondern Israel, denn du hast mit Gott und mit Menschen gestritten und hast gesiegt. – (Gen 32, 25 – 29)

Im Zentrum steht der kirchlich begleitete Übergang von der Kindheit ins Erwachsenenalter. Die Kirche stellt den Heranwachsenden Ressourcen zur Verfügung, mit denen sie sich die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten für selbstverantwortliches Glauben und Leben aneignen können. Sie ermächtigt die Jugendlichen zur schrittweisen Übernahme von Verantwortung und spricht ihnen Gottes Segen für ihren persönlichen Weg in der Gemeinschaft von Menschen zu.

Die Zwillinge Leon und Lea wachsen in einem Vorort von Bern auf. Ihre Mutter ist reformiert und arbeitet als Kindergärtnerin. Ihr Vater arbeitet in einem Metallbaubetrieb. Er ist konfessionslos. Die Eltern haben ihre Kinder nicht taufen lassen, nehmen die Angebote der Kirchgemeinde für ihre Kinder aber gern in Anspruch. Gemeinsam mit der Mutter besuchen Lea und Leon die Chinderfyr. Später nehmen sie auch an kirchlichen Kinderlagern und Kindertagen teil. Einmal spielen sie sogar beim Krippenspiel mit.

In der Oberstufe bietet die Kirchgemeinde den Jugendlichen erlebnisorientierte Kurzlager an. Begleitet von einer Katechetin, einem Jugendarbeiter und ehemaligen Konfirmandinnen und Konfirmanden verbringen Leon und Lea in der 7. Klasse ein
Wochenende in einem Lagerhaus. Das Programm findet vorwiegend draussen statt. Gekocht wird gemeinsam. Alles soll möglichst einfach sein. Ganz nach dem Motto: «Reduce to the Max». Auch in der 8. und 9. Klasse nehmen sie an diesen Wochenenden teil und übernehmen mehr und mehr (Mit-)Verantwortung. Im Rahmen von Jugendgottesdiensten treffen sich die Jugendlichen der Gemeinde. Zudem realisieren sie je ein Projekt in ihren Jahrgangsklassen: in der 7. Klasse einen Basar, in der 8. Klasse gestalten sie den Weltgebetstag mit. Zusammen mit Kirchenmitgliedern anderer Generationen erleben sie unterschiedliche sozialdiakonische Einsätze. Leon hilft beim Adventsmarkt mit, während Lea einen Handykurs für Seniorinnen und Senioren mitleitet. So erleben die Zwillinge eine Kirchgemeinde mit beeindruckenden personellen Ressourcen, in der die verschiedenen Ämter vernetzt miteinander arbeiten.

In der 9. Klasse findet für die Konfirmandinnen und Konfirmanden ein Konfcamp statt. Lea und Leon erleben eine volle Woche lang Sport und Fun. Zum Abschluss der gemeinsamen Zeit durchleben sie in einem nächtlichen Ritual, einem Weg durch die Dunkelheit zum Licht, bei dem sie am Schluss von jungen Erwachsenen willkommen geheissen werden, einen persönlichen Initiationsritus. Von nun an übernehmen die Jugendlichen Schritt für Schritt mehr Verantwortung für ihr Leben. Neben diesem Lager gehören thematische Abende zur Konfirmationsvorbereitung. Kurz vor der Konfirmation feiern die Jugendlichen gemeinsam mit ihren Eltern das Abendmahl. Zum persönlichen Ritual im Konfirmationsgottesdienst gehören die Zusage des selbst gewählten biblischen Konfirmationsspruchs und eine Segenshandlung mit Handauflegung oder Salbung. Neben der Bestätigung des «grossen Ja Gottes» hat das «kleine Ja» der Konfirmandinnen und Konfirmanden im Gottesdienst einen wichtigen Stellenwert. Die Jugendlichen wählen dafür unterschiedliche Formen. Während Leon mit seiner Gruppe einen kurzen Film zeigt, hat Leas Gruppe eigene Texte formuliert.

Die Zwillinge lassen sich beide konfirmieren. Zur Taufe haben sie aber unterschiedliche Einstellungen: Lea, die das Gymnasium besucht, ist ein kritischer Geist und hinterfragt alles. Für sie kommt eine Taufe vor der Konfirmation nicht in Frage. Sie braucht noch mehr Zeit, um sich für diesen wichtigen Schritt entscheiden zu können. Dagegen ist Leon ein junger Mensch, dem kirchliche Traditionen wichtig sind. Für ihn gehört die Taufe zum kirchlichen Weg. Darum lässt er sich vor der Konfirmation taufen.

Beide Jugendlichen bleiben auch nach der Konfirmation mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Konfirmationsjahrgang in Kontakt. Da einige von ihnen nur noch selten zu Hause sind, sind virtuelle Kontakte eine willkommene Gelegenheit. Die Kirchgemeinde bietet den jungen Menschen aber auch die Möglichkeit, sich dann und wann in kirchlichen Räumen zu treffen. Für einen gemeinsamen Hüttenplausch stellt sie einen Bus und die Finanzen für die Hüttenmiete zur Verfügung. Lea plant die Reise und koordiniert den Aufenthalt. Leon kauft mit Kollegen Lebensmittel ein. Das gemeinsame Kochen haben die Jugendlichen ja bereits während der Oberstufe geübt.

Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn
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