Szenario Erlebnis

Prüft aber alles, das Gute behaltet! – (1 Thess 5, 21)

Im Zentrum steht ein handlungs- und erlebnisorientiertes Lernen mit Hand, Herz und Kopf. Den Heranwachsenden werden Erlebnisräume und ganzheitliche Zugänge zu biblischen, kirchlichen und entwicklungsorientierten Themen eröffnet. Dabei können religiöse Erfahrungen gemacht und reflektiert werden.

Die Zwillinge Luc und Lena leben in einer mittelgrossen Kirchgemeinde der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn. Wie alle Familien mit Neugeborenen erhalten ihre Eltern zur «Chindbetti» (das Geschenk zum Wochenbett) einen Begrüssungsbrief mit einem kleinen Geschenk für die beiden jungen Erdenbürger. Beigelegt ist auch die erste Ausgabe der «Wegzeichen». Diesen kirchlichen Elternbrief wird die Familie als Wegbegleitung nun halbjährlich zusammen mit Informationen zu aktuellen Angeboten der Kirchgemeinde erhalten, bis Lena und Luc ihr 6. Lebensjahr vollendet haben.

Bei der Taufanmeldung erfahren die Eltern von der zuständigen Pfarrperson, dass es neben den Taufsonntagen in der Dorfkirche auch die Möglichkeit einer Taufe im Waldgottesdienst am Anfang der Sommerferien gibt. Darauf lässt sich die Familie besonders gern ein, und so werden Luc und Lena am ersten Juli-Sonntag zusammen mit drei anderen Kindern getauft. Beim anschliessenden Bräteln lernen sich die vier Tauffamilien etwas näher kennen. Die Eltern der Zwillinge erfahren, dass eine andere Familie mit den Kinderangeboten in der Gemeinde schon ganz tolle Erfahrungen gemacht hat. Die beiden Mütter verabreden sich für einen Besuch der nächsten Chrabbelgruppe.

Die herzliche Atmosphäre und die Möglichkeit, mit anderen Müttern auszutauschen, wirken auf Lucs und Lenas Mutter einladend, und so bekommen die Zwillinge die Gelegenheit, in der Chrabbelgruppe und im Singe mit de Chliine mit andern Kindern zu spielen* und sich als Teil einer Kindergruppe wahrzunehmen. Zusammen mit diesen Gspänli besuchen sie während ihrer Spielgruppen- und Kindergartenzeit ab und zu ein KiK-Angebot für Kinder in der Kirche. Hier spielen das eigene Erleben und das Rollenspiel eine wichtige Rolle. Lena und Luc verkleiden sich gern. Nachdem sie ein erstes Mal mit der KiK-Gruppe ein Theater aufführen dürfen, lassen sie sich solche Gelegenheiten nicht mehr nehmen.

Die Zwillinge erfahren auch von den Lagerangeboten der Kirchgemeinde, aber so ganz wagen sie es nicht, ohne die Eltern wegzufahren. Dafür kommen der Familie das Kinder-/Eltern-Wochenende im CVJM-Zentrum auf dem Hasliberg und ein Tageslager in den Frühlingsferien wie gerufen. Hier können Luc und Lena mit allen Sinnen Neues entdecken und einmal für längere Zeit in die Gemeinschaft mit anderen Kindern eintauchen. Diese Erfahrungen ermutigen sie, in der ersten Klasse die Jungschar zu besuchen und in den anschliessenden Sommerferien ins Kinderlager mitzufahren. Hier erhalten sie die Möglichkeit, die Peergruppe zu erleben und ganz viel Unbekanntes auszuprobieren.

Bereits am Ende der 1. Klasse erhalten Luc und Lena die Einladung in die KUW, die die Familie nach den vielen tollen Erfahrungen gern annimmt. Hier hören und erleben die Kinder aussergewöhnliche Geschichten und lernen mit den KUW-Leitenden coole Frauen und Männer kennen – Vorbilder im Leben und Glauben. Die beiden sind sich einig: «KUW fägt!»

Die KUW bleibt auch in den weiteren Jahren spannend für die Zwillinge. In unterschiedlichen Formaten – von kurzen Blöcken an einem Nachmittag über Wochenendangebote mit und ohne Übernachtung bis zu Lagern – können sie forschen und entdecken, erfahren in ihrer KUW-Gruppe Sicherheit, Vertrauen und Verlässlichkeit. Sie lernen Rituale kennen, gestalten Feiern und Gottesdienste mit und erleben das Beten in unterschiedlichsten Formen. Sie machen gemeinsam mit anderen Musik und singen mit ihnen. In besonderen Momenten machen sie die Erfahrung, dass hinter dem Geschaffenen etwas Grösseres steht, das sie ganz persönlich berührt. Sie werden angeregt, Fragen zu stellen, «Gott zu denken» und zu philosophieren. Sie machen die Erfahrung: «Wir werden ernstgenommen.»

Während der ganzen KUW-Zeit sind die beiden in Freizeitangeboten der Kirchgemeinde anzutreffen. Luc bleibt der Jungschar treu, während sich Lena der Roundabout-Gruppe anschliesst. Den Hiphop-Workshop besuchen sie gemeinsam. In der Oberstufe belegen Lena und Luc unterschiedliche KUW-Wahlfachkurse. In diesen Angeboten finden die beiden Jugendlichen Begleitung und Anregung in der Selbst-Findung. Sie erhalten Gelegenheit zum Selbstausdruck und zur Selbstdarstellung und können ihre persönlichen Begabungen einsetzen. Nach und nach übernehmen sie selbst Leitungs-Verantwortung und spezifische Aufgaben.

Auch nach der Konfirmation bringen sich Luc und Lena nach Möglichkeit weiter in der Kirchgemeinde ein. Im Gespräch mit dem Jugendarbeiter wird klar, dass sie nicht einfach noch ein weiteres Angebot für sich wünschen. Sie möchten selbst etwas bewirken und aktiv mitgestalten. Es muss für sie aber auch Sinn machen und ihnen selbst etwas bringen. So engagieren sie sich weiter als Leiterin in der Tanzgruppe Roundabout und als Leiter im Cevi. Auf Anregung des Jugendarbeiters und der Katechetin melden sie sich bei der kirchlichen Leiterausbildung an und begleiten im Anschluss als Praktikum je ein KUW-Lager. So machen sie den Schritt von Teilnehmenden zu Leitenden und erfahren, wie sie für jüngere Kinder und Jugendliche zu Vorbildern werden. Das gemeinsame Musikmachen in der KUW setzen sie in der Jugendband fort, die sich selbst organisiert und ab und zu einen Gottesdienst mitgestaltet. Lena ist sozial sehr interessiert und leistet gern ab und zu einen Hilfseinsatz. Luc bleibt seinen Jungscharkollegen auch in der Jugendgruppe treu.

Als die Kirchgemeinde für Konfirmierte eine WG-Woche, in der das Zusammenleben in einer Wohngemeinschaft ausprobiert werden kann, ausschreibt, sind die beiden sofort mit Eifer dabei und helfen bei der Planung und Organisation mit. Sie motivieren ihre Freundinnen und Freunde zum Mitmachen und lassen so ihre früheren Gemeinschaftserfahrungen in neuer Form aufleben. Das Bergwochenende für junge Erwachsene im Folgejahr ist Lucs Idee. Lena kann den Kirchgemeinderat davon überzeugen, dass ein solcher Anlass zur Horizonterweiterung beiträgt – ein Ziel, das im Gemeinde-Konzept für die Arbeit im frühen Generationenbogen erwähnt ist. So bekommen die jungen Menschen von der Kirchgemeinde einen finanziellen Zustupf für die Reise.

* Kursiv gesetzt sind Elemente des Erlebens, die sich durch das gesamte religionspädagogische Handeln hindurchziehen sollen.

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