Szenario Diakonie

Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen. Ich war nackt, und ihr habt mich bekleidet. Ich war krank, und ihr habt euch meiner angenommen. Ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen. – (Mt 25, 35f)

Im Zentrum stehen die tätige Liebe zu den Nächsten und das Engagement für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Die Heranwachsenden werden mit Erzählungen von der beispielhaften Zuwendung Gottes und dem ethischen Auftrag an die Menschen bekanntgemacht und erfahren Unterstützung für die täglichen Lebensaufgaben. Sie beteiligen sich an diakonischen Projekten der Kirche und übernehmen selbst Verantwortung für ihre Mitwelt.

Silas wird als Einzelkind in ein gutbürgerliches Elternhaus hineingeboren. Beide Eltern sind berufstätig, der Vater zu 100%, die Mutter zu 60%. Silas’ Mutter ist zur Zeit seiner Geburt 38 Jahre alt. Das Haus mit Garten in einem Agglomerationsquartier einer Ostschweizer Stadt wird von einem Hund und zwei Katzen mitbewohnt. Silas’ Vater ist kirchenkritisch, Silas’ Mutter kirchlich. Wenn Silas’ Mutter arbeitet, verbringt Silas einen Tag in der Kita. Zwei Tage in der Woche wird er von seiner Grossmutter betreut. Silas’ Grossmutter arbeitet als Katechetin. Mit ihr besucht Silas auch das Fiire mit de Chliine und als sie bei der Weihnachtspäckli-Aktion mithilft, ist Silas dabei. Wenn gerade niemand kommt, um ein Päckli abzugeben, spielt Silas mit seiner Grossmutter im Saal des Kirchgemeindehauses, den er sonst vom Eltern-Kind-Turnen her kennt.

In einer Kinderwoche der Kirchgemeinde für Kinder ab 5 Jahren erfährt Silas, dass es Kinder gibt, die unter schwierigen Lebensbedingungen und Armut leiden. Gemeinsam mit den anderen Kindern bastelt er kleine Geschenke, um für ein kirchliches Hilfswerk Geld zu sammeln. Silas geniesst die erlebte Gemeinschaft mit den anderen Kindern.

Wegen Umstrukturierungen beim Arbeitgeber des Vaters zieht die Familie von der Ostschweiz nach Bern um. Die Mutter findet in Bern nicht sofort eine Stelle. In der neuen Kirchgemeinde wird die Familie von der Sozialdiakonin willkommen geheissen. Sie lädt Silas zum Gschichte-Zmittag ein, wo er biblisch-sozialdiakonische Geschichten kennenlernt. Silas besucht den Gschichte-Zmittag regelmässig. Nach ein paar Wochen bringt er auch seinen neuen syrischen Schulfreund an den Mittagstisch
mit. In der KUW lernt Silas die Aktionen von Brot für alle kennen und macht am Suppenzmittag mit. Gemeinsam mit seiner KUW-Gruppe ist er auch am Adventssingen im Altersheim dabei.

Als Silas’ Eltern sich scheiden lassen, bleibt Silas bei seiner Mutter wohnen. Die Ferien verbringt er bei seiner Grossmutter in der Ostschweiz. Silas’ Mutter hat weiterhin keine Stelle. Sie fühlt sich einsam. Silas leidet unter der Situation zuhause. In der Teenie-Musikband der Kirchgemeinde findet er so etwas wie eine zweite Familie.

Zu Beginn der Oberstufenzeit gerät Silas in eine Krise. Schwierigkeiten in der Schule und Liebeskummer belasten ihn. Er hängt rum, raucht und konsumiert Drogen. Die neue Freundin seines Vaters kann mit Silas nichts anfangen. Silas verliert den Kontakt zu seinem Vater. Nachdem die Grossmutter gestorben ist, merkt Silas, dass seine Mutter Alkohol konsumiert.

Als Silas aus der KUW aussteigen will, wird seine Katechetin hellhörig und kontaktiert die Sozialdiakonin, die sich Silas und seiner Mutter annehmen will. Während die Mutter hilfreiche Unterstützung findet, bleibt Silas aber allein. Er zieht sich zurück, bricht den Kontakt zur Musikband ab und verlässt die KUW. Nach der Oberstufe hat Silas keine Lehrstelle. Eines Tages findet ihn ein kirchlicher Gassenarbeiter «besoffen» auf der Strasse. Trotz Misserfolgen bleibt der Gassenarbeiter beharrlich und lässt Silas nicht mehr aus den Augen. Er vermittelt ihm ein «betreutes» Wohnen und den Kontakt zur Streetchurch in Bern. Silas fängt wieder an, Saxophon zu spielen. Tagsüber putzt er Fenster. Via Jobcoach der Streetchurch findet er eine Lehrstelle als Landschaftsgärtner. Der Jobcoach vermittelt ihm auch ein Engagement mit einer bekannten Band und setzt sich dafür ein, dass die Kirche Silas ein neues Instrument und Musikstunden finanziert. Mit der neuen Band gibt Silas ein Konzert mit und zugunsten von syrischen Flüchtlingen.

Rückblickend merkt Silas, wie wertvoll die Menschen der Kirche waren, die ihn auf seinem Lebensweg mit Hochs und Tiefs begleitet haben. Er möchte etwas von diesem Geschenk weitergeben und träumt davon, selber diakonisch tätig zu werden und eine Ausbildung in diese Richtung zu machen.

Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn
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